Kopfbild links grün mit Rollstuhlfahrer am Lagerfeuer
 

Austauschtreffen mit der steirischen Flüchtlingsbeauftragten Kerstin Harm-Schwarz und Übergabe des Kreuz des Leidens durch Heinz Leutgeb

03.11.2015

SL-Fragen an Kerstin Harm-Schwarz zur aktuellen Situation von Flüchtlingen mit Behinderungen in der Steiermark

Aus gegebenem Anlass lud Thaddäus Promberger, Obmann von Selbstbestimmt Leben Steiermark die steirische Flüchtlingsbeauftragte Frau Kerstin Harm-Schwarz zu einem Gespräch ins SL-Office.

Folgende Fragen zur Situation von Flüchtlingen mit Behinderungen wurden vorbereitet:

  • Wie ist die Situation von Flüchtlingen mit Behinderung in der Steiermark?
    Wo werden sie untergebracht?

  • Wie speziell wird mit Menschen mit Behinderung als Flüchtlinge umgegangen und gibt es hier eine eigene Unterstützung bzw. Ansprechperson?

  • Wird auf die Bedürfnisse von Flüchtlingen mit Behinderung eingegangen - etwa barrierefreie Toilettenanlagen oder ähnliches in den Notunterkünften?
    Stehen für Personen, die in Österreich um Asyl ansuchen, barrierefreie Unterkünfte bzw. barrierefreie Container zur Verfügung?

  • Aus der praktischen Unterstützungsarbeit eines Flüchtlingskindes im Rollstuhl weiß ich, dass es (fast) unmöglich ist, z. B. einen (kostenlosen) Rollstuhl zu bekommen. Wenn doch, ist absolut nicht garantiert, dass dieser auch passt.
    Dieses Beispiel zeigt für mich jedoch, dass die Ebene der Stadt Graz oder des Landes (da Bundeskompetenz) in diesem Fall leider sehr wenig ausrichten kann.
    Wie sehen Sie das?

  • Wenn ein Mensch mit Behinderung nicht als Flüchtling anerkannt wird, wer bringt ihn zurück und wohin?

  • Sind inklusive Projekte mit Flüchtlingen in Zusammenarbeit mit österreichischen Staatsbürgern geplant oder können sie an Projekten teilnehmen?
    Wie rasch kann mit den Deutschkursen begonnen werden und wie bringt man den geflüchteten Menschen die Werte Europas, wie Demokratie, Frauenrechte etc. näher? Außerdem wäre es wichtig, wenn sie sobald wie möglich einer sinnvollen Beschäftigung nachgehen könnten.

  • Wird der Prozentanteil der Flüchtlinge erhoben, die Menschen mit Behinderung sind? Welche Formen von Behinderung haben diese Menschen?

  • Gibt es einen Maßnahmenkatalog der Steiermärkischen Landesregierung zur Flüchtlingshilfe 2015 und 2016?
    Ist auch für 2016 was für die Flüchtlingshilfe budgetiert worden?

  • Gibt es ein Krisenmanagement im Land Steiermark?
    Falls gewünscht, bieten wir von SL-Stmk unsere Mithilfe als ExpertInnen in der Beratung der Flüchtlinge mit Behinderung gerne an.


Frau Harm-Schwarz führt aus, dass es bis dato lediglich eine Handvoll Flüchtlinge mit Behinderungen in der Steiermark gibt. Für diese Flüchtlinge sind Sonderbedarfsplätze, beispielsweise bei der Diakonie in Admont, vorhanden.

Bei den meisten Flüchtlingen handelt es sich um Transitflüchtlinge, deren Versorgung in die Bundeskompetenz fällt. Lediglich spezielle Fälle werden an sie herangetragen, beispielsweise die Anfrage für eine sofortige Hilfestellung für eine hochschwangere Frau.

Erst wenn ein Flüchtling in die Grundversorgung des Landes Steiermark übernommen wird, fällt dessen Versorgung in die Landeskompetenz. In jeder steirischen Erstanlaufstelle ist ein Mitarbeiter dafür abgestellt, spezielle Fälle an das Land Steiermark heranzutragen.

Dem anfänglichen Strom der jungen Männer, folgen jetzt ganze Familien als Flüchtlinge nach. Unter den Flüchtlingen sind selten Menschen mit Behinderungen, auch nur vereinzelt Menschen mit Kriegsverletzungen. Für sie ist die Flucht einfach nicht schaffbar.

In der Steiermark gibt es weder Container noch Zelte, die Notunterkünfte sind auch nicht barrierefrei, da das Land, wie erwähnt, bis dato mit solchen Problemen noch nicht konfrontiert wurde.

Die Grundversorgung des Landes Steiermark sieht auch keine Kostenübernahme für einen Rollstuhl, siehe obiges Fallbeispiel, vor. Lediglich die medizinischen Kosten werden vom Bund übernommen. Bei dringendem Einzelbedarf ersucht Frau Harm-Schwarz jedoch um Kontaktaufnahme, um im Notfall auf Landeskosten eine Einzellösung herbeiführen zu können.

Im Augenblick finden keine Rücküberstellungen bei Negativbescheiden statt, da derzeit keine Kapazitäten frei sind.

Bei den 10.000 Flüchtlingen, die täglich über die Grenzen nach Österreich kommen, stellen lediglich 500 Personen österreichweit pro Tag einen Asylantrag in Österreich. Die meisten Flüchtlinge wollen als Transitflüchtlinge weiter nach Deutschland.

Als Grundversorgung, die das Land Steiermark zu erbringen hat, sind folgende Leistungen zu nennen: Unterbringung (Quartier und Essen), Bekleidungsgeld und Versicherung.

Deutschkurse werden über Landesmittel angeboten, ansonsten sind die Menschen auf ehrenamtliche Hilfe und Privatinitiativen angewiesen.

Bei der Planung von inklusiven Projekten mit Flüchtlingen stehen die Kosten im Vordergrund. Kostenlosen Projekte stehe das Land jederzeit offen entgegen und ist eine direkte Kontaktaufnahme mit Frau Harm-Schwarz diesbezüglich immer möglich.

Derzeit sind Projekte mit dem AMS im Laufen, die Asylwerber als Landwirtschafts- und Erntehelfer einsetzen. Weiters gibt es die Möglichkeit von Remunerationstätigkeiten im Rahmen der Unterbringung. Auch die Aufnahme einer Lehre in Mangelberufen ist möglich. Weiters bietet die WKO Projekte mit Jugendlichen zur Vorbereitung in den Arbeitsmarkt an.

All diese Projekte bietet auch die Möglichkeit die Angstbesetztheit der Österreicher zu verringern.

Faktum ist, dass bei positiver Bescheidung 2/3 der Asylwerber nach Wien gehen.

Statistiken über Flüchtlinge mit Behinderungen gibt es derzeit in der Steiermark nicht, da es sich, wie erwähnt, lediglich um Einzelfälle handelt.

Im Land Steiermark gibt es natürlich Krisenpläne, die derzeit jedoch nicht zum Tragen kommen. Flüchtlingskatalog gibt es keinen. Auch gibt es noch kein Budget für 2016.

Um jedoch Zahlen sprechen zu lassen sei angemerkt, dass während des Krieges in Jugoslawien 100.000 Flüchtlinge nach Österreich kamen. Aufgrund der aktuellen Krise in Syrien sind bis dato 58.000 Menschen nach Österreich gekommen und werden es bis Ende 2015 etwa 80.000 - 85.000 Menschen sein. Mit Einbruch des Winters wird mit einem eventuellen Flüchtlings-Stopp zu rechnen sein.

Zu erwähnen ist auch, dass die Einsatzorganisationen, aber auch die Helfer am Ende sind! Den jetzigen Mitarbeitern stehen psychologische Beratung und Supervision in den nächsten Jahren zur Verfügung!

Selbstbestimmt Leben Steiermark bietet Frau Harm-Schwarz Unterstützung in der Beratung von Flüchtlingen mit Behinderungen an. Frau Harm-Schwarz nimmt dieses Angebot dankend an.

Weiterführende Informationen und Infofolder sind auf der Landesseite zu finden: http://www.soziales.steiermark.at/cms/ziel/112908349/DE


Heinz Leutgeb, Beirat für SL-Sports, übergibt im Beisein von Frau Harm-Schwarz dem Obmann von Selbstbestimmt Leben Steiermark, Herrn Thaddäus Promberger, MAS ein aus Granatsplittern geschweißtes KREUZ DES LEIDENS.
Das Kreuz wurde aus Granatsplittern gefertigt, an welchen Menschen tatsächlich gestorben sind.

Heinz übergibt das Kreuz des Leidens mit den Worten "Ihr habt mir durch die Gemeinsamkeit eine allein getragene Bürde geteilt" und spricht über seine Beweggründe für das Kreuz des Leidens wie folgt:


Der Weg des Leidens

Ich habe am 6. Oktober an Bischof Wilhelm Krautwaschl ein Mail gesandt wegen dieses Kreuzes aus Syrien, denn ich wollte eine Antwort.

Dieses Kreuz wurde aus Granatsplittern (anhaftend mit dem Blut der Getroffenen) zusammengeschweißt, um den Lieferanten dieser todbringenden Waffen auf reale Weise das Leid zu zeigen.

Dieses Kreuz wurde mit Granatsplittern aus Afghanistan, Kosovo und Libyen zusammengestellt. Ich habe nicht bedacht, dass ein Mensch, der dieses Leid miterlebt hat, nie mehr der Mensch sein wird, der von zu Hause weggegangen ist. Denn die mit Blut anhaftenden Granatsplitter lösen eine immens reelle Gefühlswelt aus. So manche Menschen haben das Kreuz sofort losgelassen, als sie seine Geschichte erfahren haben. Vorher war es ja nur ein Kreuz. Als mir das Kreuz überreicht wurde, hat der Überbringer geweint. Und als ich den Grund dafür erfahren habe, sind für mich das Leid, der Schmerz und die Trauer dieses kalten Materials bewusst geworden.

Und über dieses grausame, aber heilsame und der Wahrheit und den Sinn suchende Kreuz wollte ich mit Bischof Wilhelm Krautwaschl persönlich sprechen, denn die Waffen wurden von Christen (oder auch nicht, denn es gilt ja auch für Waffenlieferanten die Unschuldsvermutung) geliefert.

Antwort erhielt ich keine.

Das Kreuz bleibt mein persönliches Eigentum: Warum: Ich will es nicht weíterschenken, Wem auch. Denn dieses Kreuz entspricht dem, was ich für Grausamkeit an der Menschheit fühle. Wie viele müssen noch sterben, aber auch wie viele sind für immer entstellt? Werden Menschen mit Behinderung. Ist es nicht schon genug?

Meine Gattin und ich leiden sehr beim Anblick dieses Kreuzes, über das nicht einmal die Kirche reden will. Wir brauchten Hilfe. Durch die Gemeinschaft bei Selbstbestimmt Leben Steiermark haben wir diese Hilfe bekommen. So habe ich Thaddäus Promberger bei unserer Sitzung mit der Steirischen Flüchtlingsbeauftragten Kerstin Harm-Schwarz gebeten, dieses Kreuz als gemeinsame Motivation gegen die Gewalt im Büro aufzustellen. Auch, um dieses Leid gemeinsam zu bekämpfen.

Dafür sei ihm und dem Team herzlichst gedankt. Ich weiß, dass dieses Kreuz für immer ein Teil meines Lebens sein wird. Und ich weiß, dass es in unserer Gemeinschaft als Hoffnung auf Frieden gesehen wird. Nur so verliert es den Schrecken und schenkt uns diese Hoffnung.

Liebe Grüße

Heinz Leutgeb

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